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Bedrohte Riesenmuscheln als Vorbild für effiziente Solaranlagen

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 6. Dez 2024, 08:00
Ihren Namen zurecht tragen die → Riesenmuscheln (Tridacna), von denen es weltweit zwölf Arten gibt. Bis zu 200 Kilogramm Gewicht und ein Alter von mehr als 100 Jahren kann die größte von ihnen erreichen, Tridacna gigas. Etwa 15 Zentimeter misst dagegen die → Bohrende Riesenmuschel (Tridacna crocea) als kleinste Vertreterin der Gattung. Riesenmuscheln filtern Schwebstoffe aus dem Wasser und leben in Symbiose mit Algen in ihrem Mantelgewebe.
Riesenmuschel (Ägypten), (c) Andreas Klaja/NABU-naturgucker.de
Riesenmuschel (Ägypten)
(c) Andreas Klaja/NABU-naturgucker.de
Sie kommen daher nur im Flachwasser tropischer Meere vor, damit die Algen ausreichend Sonnenlicht erhalten. Amerikanische Forschende haben herausgefunden, dass sie 67 Prozent der Sonnenenergie in chemische Energie umwandeln können, während es bei grünen Blättern in den Tropen nur 14 Prozent sind. Möglich macht das eine besondere Geometrie, bei der die Algen in vertikalen Säulen parallel zum einfallenden Licht angeordnet sind. Sie absorbieren das Sonnenlicht, das zudem von einer oberflächlichen Schicht lichtstreuender Zellen, den Iridozyten, vorwärts gestreut wurde. Bewegungen der Muscheln fördern die photosynthetische Lichtausbeute weiter. Inspiriert von der Geometrie der Muscheln haben die Forschenden ein analytisches Modell entwickelt, das die idealisierte Leistung eines ähnlich aufgebauten Systems berechnet. Die aufgezeigten Prinzipien könnten sowohl für die Entwicklung effizienterer nachhaltiger Energietechnologien als auch für Biomassesysteme dienen, die mit intensivem natürlichem Sonnenlicht betrieben werden.[1]
Mundöffnung einer Riesenmuschel (Australien), (c) Volker Siegel/NABU-naturgucker.de
Mundöffnung einer Riesenmuschel (Australien)
(c) Volker Siegel/NABU-naturgucker.de
Auch um technischen Lösungen nach dem Vorbild der Natur zu entwickeln, ist es unerlässlich, die Biodiversität zu erhalten. Allerdings sind die Bestände der Riesenmuscheln durch Überfischung bedroht; alle Arten stehen inzwischen auf der internationalen Roten Liste. Tridacna gigas ist laut der → Senckenberg Ocean Species Alliance seit 1996 um 84 Prozent zurückgegangen. Das Projekt hat der → International Union for Conservation of Nature (IUCN) für die Aktualisierung der Roten Liste den Gefährdungsstatus der Riesenmuscheln sowie von 22 Kaltwasserkorallen geliefert. Senckenberg verfolgt das Ziel, die Zahl der erfassten wirbellosen marinen Arten zu erhöhen und durch die Zusammenarbeit mit der IUCN auf ihren Schutzstatus hinzuwirken. [2]
Riesenmuschel im Inneren (Ägypten), Gewinnerbild beim Wettbewerb SIGMA Naturbild von NABU|naturgucker, (c) Ursula Dietz/NABU-naturgucker.de
Riesenmuschel im Inneren (Ägypten), Gewinnerbild beim Wettbewerb SIGMA Naturbild von NABU|naturgucker
(c) Ursula Dietz/NABU-naturgucker.de
Besorgt um die Artenvielfalt im Meer ist auch die Gewinnerin des diesjährigen Wettbewerbs SIGMA Naturbild von NABU|naturgucker. Ursula Dietz hat mit der Makro-Aufnahme einer Riesenmuschel im Roten Meer gewonnen. „Muster, Strukturen und Symmetrien in der Natur“ – das Wettbewerbsmotto hat sie beeindruckend erfüllt. Seit 59 Jahren fotografiert Ursula Dietz. Sie erklärt weiter: „Unter Wasser fotografiere ich seit 26 Jahren, und auch dort sind Citizen-Science-Projekte oft wichtig für meine Motivauswahl. Ich habe das erste deutsche Taucher-Brevet der CMAS International zum ‚Citizen Science Diver‘ bekommen, auf das ich sehr stolz bin. Der Spaß an Unterwasserfotografie bringt Lai*innen, Tauchanfäng*inner und erfahrene Taucher*innen dazu, auf Details zu schauen und dadurch als Multiplikatoren zu helfen, Wissen weiterzutragen. Es ist mir ein Anliegen, junge Menschen zu motivieren genauer hinzuschauen.“[3]

[1] Amanda L. Holt, Lincoln F. Rehm, and Alison M. Sweeney. Simple Mechanism for Optimal Light-Use Efficiency of Photosynthesis Inspired by Giant Clams. PRX Energy 3, 023014 – Published 28 June, 2024. DOI: → 10.1103/PRXEnergy.3.023014

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