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Neue Hybride in der Vogelwelt

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 3. Okt 2025, 07:50
In den USA und im südlichen Kanada häufig und vom gesamten Osten bis nach Manitoba, Wyoming und Texas im Westen verbreitet ist der → Blauhäher (Cyanocitta cristata). Er gehört ebenso zu den Krähenverwandten (Corvidae) wie der → Inkarabe oder Grünhäher (Cyanocorax yncas), der in zwei voneinander getrennten Populationen in Mittel- und in Südamerika vorkommt. Mit dem Klimawandel dehnen beide Arten ihr Verbreitungsgebiet aus, sodass es sich in Texas bereits überschneidet.
Blauhäher in New York, (c) Johannes Klemenz/NABU-naturgucker.de
Blauhäher in New York
(c) Johannes Klemenz/NABU-naturgucker.de
Bei seinen Recherchen zu Fotos von Inkaraben auf Social Media-Plattformen entdeckte ein Forschender der University of Texas einen Vogel in San Antonio, der zwar an einen Blauhäher erinnert, aber deutlich anders aussieht. Er nahm Kontakt mit der Beobachterin auf und konnte den Vogel vorübergehend einfangen, um eine Blutprobe zu nehmen. Die genetische Untersuchung zeigte, dass er von einem weiblichen Inkaraben und einem männlichen Blauhäher abstammt. Hybride treten üblicherweise zwischen kürzlich voneinander getrennten Arten auf, während der letzte gemeinsame Vorfahre dieser beiden Spezies vor rund 7 Millionen Jahren gelebt hat. Die Forschenden sehen den Vogel als ersten Hybrid, der auf die Ausdehnung der Verbreitungsgebiete von Wirbeltierarten aufgrund des Klimawandels zurückgeht.[1]
Inkarabe in Ecuador, (c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de
Inkarabe in Ecuador
(c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de
Möglicherweise sind Hybride in der Natur häufiger, als sie in der Wissenschaft bekannt sind, da es an Dokumentationsmöglichkeiten fehlt. In Deutschland hat im Jahr 2023 eine erstmals in der Natur beobachtete Paarung eines männlichen → Weißstorchs (Ciconia ciconia) mit einem weiblichen → Schwarzstorch (Ciconia nigra) für Aufmerksamkeit gesorgt. Zwei beringte Jungstörche aus dieser Paarung wurden erfolgreich aufgezogen, seitdem aber offenbar nicht mehr beobachtet.[2] Veränderungen im Verbreitungsgebiet von Arten führen zur Entstehung neuartiger Ökosysteme und bisher nicht beobachteter Wechselwirkungen zwischen den Spezies. Es ist eine Aufgabe von globaler ökologischer Bedeutung, diese neuartigen Wechselwirkungen zu dokumentieren und zu erforschen.
Nachwuchs von Weißstorch und Schwarzstorch in Niedersachsen 2023
(c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de

[1] Stokes, B. R., and T. H. Keitt. 2025. “An Intergeneric Hybrid Between Historically Isolated Temperate and Tropical Jays Following Recent Range Expansion.” Ecology and Evolution 15, no. 9: e72148. DOI: → 10.1002/ece3.72148

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