NABU|naturgucker Akademie

Wissen

Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt

Funktionen

Myxamatose ("Kaninchenpest") bei Feldhasen in Deutschland nachgewiesen

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 26. Sep 2025, 08:10
Ursprünglich vom amerikanischen Kontinent stammt das Myxoma-Virus (Leporipoxvirus myxomatosis), das bei Kaninchen und Hasen die seuchenartige und meist tödliche Myxomatose („Kaninchenpest“) hervorruft. In den 1950-er Jahren wurden infizierte Tiere in Frankreich und Australien eingeführt, um die dortigen Kaninchen-Populationen einzugrenzen. Erkrankte Tiere haben Schwellungen am Kopf und After sowie knotige Wucherungen. Die Heilungsaussichten sind gering; meist sterben die Tiere nach 8 bis 14 Tagen.
Wildkaninchen in Cuxhaven, (c) Regine Schadach/NABU-naturgucker.de
Wildkaninchen in Cuxhaven
(c) Regine Schadach/NABU-naturgucker.de
Von Frankreich ist der Erreger auch nach Deutschland gekommen. Übertragen wird er meist durch Stechmücken der Gattungen Aedes, Anopheles, Culex und Simulium sowie die Stechfliege Stomoxys calcitrans und den Floh Spilopsyllus ctenopsyllus. Lange Zeit waren vor allem das → Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) gefährdet sowie die von ihm abstammenden Hauskaninchen. In ausgetrocknetem Zustand kann das Virus über 220 Tage infektiös bleiben, in faulenden Kadavern mehr als 7 Tage.[1]  
Iberischer Hase in Portugal, (c) Andreas Schäfferling/NABU-naturgucker.de
Iberischer Hase in Portugal
(c) Andreas Schäfferling/NABU-naturgucker.de
Mit der Zeit haben die Wildkaninchen Resistenzen aufgebaut, sodass die Ausbrüche von Myxomatose abgenommen haben. Erstmals trat 2018 ein an Hasen angepasstes, mutiertes Virus auf der Iberischen Halbinsel auf, das → Iberische Hasen (Lepus granatensis) befallen hat. Seit August 2024 gibt es zunehmende Berichte über → Feldhasen (Lepus europaeus) mit Symptomen von Myxomatose aus der deutsch-niederländischen Grenzregion. Ein Forschungsteam aus beiden Staaten hat diesen Ausbruch untersucht. Von 194 toten Hasen mit Symptomen trugen 104 das veränderte Virus. Schon 2023 war es im Untersuchungsgebiet vorhanden und könnte im September 2020 eingeschleppt worden sein. In Gemeinden mit erkrankten Hasen ging die Population insgesamt stärker zurück als in jenen, in denen keine Infektionen gemeldet wurden. Zumindest kurzfristig scheint die Hasenpopulation durch das Auftreten des Virus dezimiert zu werden. Die Erkrankung breitet sich radial weiter aus.[2]
Feldhase in Niedersachsen, (c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Feldhase in Niedersachsen
(c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Der Feldhase ist in Deutschland gefährdet. Aktuell wird er in der Roten Liste als mäßig häufig bewertet; langfristig wird von einem starken Rückgang ausgegangen. Ursprünglich hat er von der extensiven Landwirtschaft profitiert, deren kleinräumige Strukturen ihm Nahrung und Deckung geboten haben. Seit der Intensivierung der Landwirtschaft gehen die Bestände zurück. Es fehlen Nahrungspflanzen, und die Lebensbedingungen haben sich insgesamt verschlechtert. Weitere Gefährdungsursachen sind der Straßenverkehr, freilaufende Katzen und Hunde. Mit Blühstreifen, Brachen, Hecken und kleinen Feldgehölzen können wieder Strukturen zum Schutz der Feldhasen geschaffen werden.[3]  

[2] Fischer L, de Bruin E, Jongepier E, et al. Recombinant Myxoma Virus in European Brown Hares, 2023–2024. Emerging Infectious Diseases. 2025;31(8):1608-1612. DOI: → 10.3201/eid3108.241969

Funktionen

Bisher wurde noch kein Kommentar abgegeben.