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Wirbellose sind bedeutende Ökosystemingenieure

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 22. Aug 2025, 08:45
Ameisen, Termiten und Regenwürmer spielen eine dominante Rolle in ihren Ökosystemen. Einerseits sind sie Ökosystemingenieure, die im wahrsten Sinne des Wortes den Boden bereiten für andere Lebewesen. Sie sind entscheidend für die Dynamik des Pflanzenwachstums sowie den Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf. Andererseits dienen sie zahlreichen Arten, von Insekten bis hin zu Säugetieren, als Nahrung.
Rote Waldameise, (c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Rote Waldameise
(c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Nahezu weltweit sind Ameisen und Regenwürmer verbreitet; Termiten kommen in tropischen und gemäßigten Regionen vor. Sie haben insgesamt einen sehr großen Anteil an der Biomasse. Erstmals haben nun ein internationales Forschungsteam, darunter Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Universität Leipzig, ihren Effekt auf die Ökosysteme quantifiziert. Mit einer Metaanalyse von 12.975 Beobachtungen aus 1.047 Studien auf sechs Kontinenten haben sie gezeigt, dass alle drei Taxa den Gehalt an Makronährstoffen im Boden, die Bodenatmung sowie die mikrobielle und pflanzliche Biomasse im Boden im Vergleich zu Referenzböden erhöhen. Je höher die mittlere Jahrestemperatur, desto stärker beeinflussen Termiten die Bodenatmung und die pflanzliche Biomasse sowie Regenwürmer den Stickstoff- und Phosphorgehalt im Boden. Am größten sind diese Auswirkungen in den Tropen. Ameisen wirken auf den Stickstoff- und Phosphorgehalt des Bodens und die Pflanzenbiomasse, und dies vor allem in den mittleren Breiten in Ökosystemen mit der geringsten Primärproduktivität. Termiten und Ameisen fördern das Wachstum von Pflanzen, indem sie den knappen Gehalt an Phosphor in den Tropen bzw. an Stickstoff in den gemäßigten Breiten mildern. Damit unterstreicht die Studie die wichtige Rolle dieser wirbellosen Tierarten in den globalen biogeochemischen Kreisläufen und Ökosystemfunktionen. Angesichts ihrer Bedeutung sollten biogeochemische Modelle ihre Auswirkungen besser integrieren.[1]
Termiten in Brasilien
(c) Michael Fritzen/NABU-naturgucker.de
Nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren hat der sich der Anteil von Ameisen und Termiten unter den Insekten von einem auf rund 45 Prozent der Biomasse erhöht. Wie die Evolution dieser sozialen Insekten und einiger Säugetierarten zusammenhängen, zeigt ein internationales Forschungsteam mit einer Synthese der Fossilienfunde sozialer Insekten, der Evolutionsgeschichte von Ameisen und Termiten sowie der Naturkundedaten von Säugetieren, die 4.099 Arten umfassen. Ameisenfressende (myrmekophage) Säugetiere haben morphologische Anpassungen wie kräftige Vorderpfoten zum Aufbrechen von Bauten, verlängerte Zungen und reduzierte Zähne. Die spezialisierte Ernährung mit Ameisen und Termiten ist bei Säugetieren demnach mindestens zwölfmal und auf verschiedenen Wegen entstanden; der Übergang zur Myrmekophagie geht auf insektenfressende und fleischfressende Vorfahren zurück.[2]

[1] Wu, D., Du, E., Eisenhauer, N. et al. Global engineering effects of soil invertebrates on ecosystem functions. Nature 640, 120–129 (2025). DOI: → 10.1038/s41586-025-08594-y
[2] Thomas Vida, Zachary T Calamari, Phillip Barden, Post K-Pg rise in ant and termite prevalence underlies convergent dietary specialization in mammals, Evolution, 2025;, qpaf121. DOI: → 10.1093/evolut/qpaf121

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